Adé schlechte Gewohnheiten
Was geht? Und was nicht? Ich meine nicht deine alten Jeans, an denen dein Herz hängt, obwohl sie schon Löcher haben. Auch nicht dein verschlafenes und ungeschminktes Gesicht, wenn du am Sonntagmorgen zum Bäcker läufst, um Brötchen zu holen. Ich spreche von deinen Gewohnheiten: den guten und den schlechten.
Wir alle kennen sie. Wir alle haben sie.
Doch bevor du jetzt gleich damit loslegst Hals über Kopf dein Leben umzukrempeln, atme einmal kurz durch und nimm dir Zeit, das ganze Vorhaben zu durchdenken. Der erste Schritt ist das genaue Hinschauen und liegt darin, die Macht der Gewohnheiten zu durchschauen.

WAS SIND GEWOHNHEITEN?
Gewohnheiten sind automatische Programme, die uns im Alltag helfen. Unsere Routinen steuern nicht nur unser Verhalten, sondern auch das Denken und Fühlen – und den Umgang mit anderen und uns selbst.
Zwischen 30 und 50 Prozent unseres täglichen Handelns werden durch Gewohnheiten bestimmt.
Das sagt zum Beispiel Bas Verplanken, Sozialpsychologe an der Universität von Bath in England. Er erforscht die Gewohnheiten schon seit mehr als 20 Jahren. Gewohnheiten nachzugehen spart dem Gehirn einiges an Ressourcen. Es läuft quasi im Energiesparmodus.
WIE ENTSTEHT EINE GEWOHNHEIT?
Neurowissenschaftler verorten unsere Gewohnheiten in den beidseitigen Kernen unseres Gehirns unterhalb der Grosshirnrinde – in den sogenannten Basalganglien. Wenn wir zum Beispiel neue Fähigkeiten und Verhaltensmuster erlernen, wird zunächst die Grosshirnrinde aktiv. Dort sitzt die Zentrale für unser bewusstes Tun. Je mehr wir diese üben und dabei erfolgreich sind, desto mehr verselbstständigt sich dieser Prozess und die Hirnsignale wandern immer tiefer ins Hirninnere – bis sie sich schliesslich als Routine in den Basalganglien festgesetzt haben. Wir haben die Gewohnheit buchstäblich verinnerlicht.
WOFÜR SIND GEWOHNHEITEN GUT?
Gewohnheiten vermitteln Stabilität und Sicherheit. Sie erleichtern das Leben: Etwas, das wir routinemässig machen, weil es fest zum Alltag gehört, spart Energie. Ohne Gewohnheiten wären wir aufgeschmissen. Unser Gehirn müsste viel zu viele Informationen verarbeiten, wenn wir jedes Mal darüber nachdenken müssten, bevor wir im Kühlschrank nach der Milch greifen oder vor dem Schlafengehen die Zähne putzen. Stell dir mal vor, du müsstest jeden Tag aufs Neue entscheiden, wie du einen Fuss vor den anderen setzt.
Leider hat die Sache einen Haken: Das Gehirn unterscheidet nicht zwischen guten und schlechten Gewohnheiten.
WAS KENNZEICHNET EINE GEWOHNHEIT?
Um Gewohnheiten ändern zu können, darfst du zunächst verstehen, aus welchen Elementen sie sich zusammensetzen und wie Gewohnheiten funktionieren. Der Autor Charles Duhigg („The Power of Habit“) hat das einmal so zusammengefasst:
Eine Gewohnheit - ob gut oder schlecht - besteht aus drei Bestandteilen.
Auslöser
Ein Ereignis, ein Gefühl oder eine bestimmte Uhrzeit kann der Auslöser sein, warum du zum Kaffee, der Schokolade oder was auch immer greifst.
Routine
Die regelmässige Wiederholung einer bestimmten Handlung oder ein typisches Verhaltensmuster: das Gipfeli in der Pause, der Espresso nach dem Mittagessen, …
Belohnung
Sie ist der eigentliche Grund, warum Gewohnheiten entstehen, sich verinnerlichen und automatisch werden. Biochemisch steckt dahinter die damit verbundene Ausschüttung des Belohnungsbotenstoffs Dopamin im Gehirn. Gewohnheiten sind daher auch vergleichbar mit einer Sucht.
Du willst etwas an deinen Gewohnheiten verändern? Dann denke immer an diese sogenannte Gewohnheitsschleife: Auslöser-Routine-Belohnung. Ein Reiz - zum Beispiel Stress - löst eine ausgeführte Gewohnheit aus - zum Beispiel Süßes essen, aus der eine Belohnung resultiert - du fühlst dich entspannter. Nach diesem simplen Grundprinzip funktionieren wir alle.
WARUM IST ES SO SCHWER GEWOHNHEITEN ZU ÄNDERN?
Ganze 95 Prozent unserer täglichen Entscheidungen erreichen unser Bewusstsein gar nicht, hat der Harvard-Professor Gerald Zaltman herausgefunden. Wir treffen sie praktisch wie auf Autopilot. Deshalb bringt es meist wenig, mit Appellen und Aufklärung Routinen und schlechten Angewohnheiten zu Leibe zu rücken. Die Vorteile können noch so überzeugend sein: Unser gewohntes Verhalten erreichen Argumente nicht – sie entziehen sich schlicht unserem Verstand.
WIE KANNST DU SCHLECHTE GEWOHNHEITEN LOSWERDEN?
Eine lange gepflegte und lieb gewonnene Gewohnheit wieder loszuwerden, ist kein Sprint. Veränderungen passieren nicht von heute auf morgen und verlangen einiges an Geduld und Disziplin. Auch du willst etwas an deinen Gewohnheiten verändern? Dann denke immer an die sogenannte Gewohnheitsschleife: Auslöser-Routine-Belohnung. Ein Reiz (zum Beispiel Stress) löst eine ausgeführte Gewohnheit aus (zum Beispiel Süßes essen), aus der eine Belohnung resultiert (du fühlst dich entspannter). Nach diesem simplen Grundprinzip funktionieren wir alle. Das zu verstehen wird dir helfen, dich zu verändern.
Doch es geht: mit folgenden acht bewährten und essenziellen Schritten.
1. Erkennen deine Gewohnheiten
Der erste Schritt, um eine schlechte Gewohnheit loszuwerden, ist der einfachste: Erkenne und benenne die schlechte Gewohnheit, die du ablegen willst. Was darf gehen? Warum?
2. Identifizieren den Auslöser
Für jede Gewohnheit gibt es bestimmte Auslöser. In der Psychologie werden diese „Trigger“ genannt. Auslöser können sein: Emotionen, Orte, Tages- oder Uhrzeiten, Personen. Verstehe die schlechte Gewohnheit, die du ändern willst. Woher kommt sie und warum gehst du ihr nach?
3. Finde sinnvolle Alternativen
Überlege dir eine sinnvolle oder gesunde Alternative zur schlechten Gewohnheit. Wichtig: Die neue Gewohnheit sollte eine Bereicherung und nicht Last und Stress sein. Und du solltest von deren Sinnhaftigkeit überzeugt sein.
4. Ersetze schlechte durch gute Gewohnheiten
Schlechte Gewohnheiten kriegst du am besten weg, indem du sie sofort mit besseren kompensierst. Wo Lästiges wegfällt, entstehen gefährliche Freiräume. Die solltest du gleich mit Sinnvollem füllen. „Leere“ erhöht d